Sonntachs is Wahltach

Et waa ma widda Wahl, diesetma Lantachswahl, und Kallleinz und ich dackeln zu unsam Wahllokal, wo man uns hinbestellt hat, um unsa Kreuzchen zu machen. Bei uns is dat die Grundschule umme Ecke, und wenne da reinkommß, weiße ersma nich, wo du übahaupts hin muss. Übaall anne Wände hängn gemalte Bildkes vonne Schüla, und da musse schonn genau hinkuckn, damitte den Zettel mit dein Stimmbeziak nicht am übasehn bis. Andere Leute warn da auch schonn am rumtaumeln auffe Suche nach der ihrn richtigen Wahlraum. Manche von denen hattn schonn nen ganz langen Baat – wer weiß, wie lange die schonn untawechs warn …

Wir also drei Treppn hoch, den Gang runta und dann links. Endlich warn wa da, Raum 314.

Wie jedet Ma bei ner Wahl könnt ich mich auch getz widda beömmeln. In jem Raum sitzen vier Strategen, also Wahlhelfa, in unsam sogaa fümf (ich kann aba nich erkenn, ob die fümfte Person ne wichtige Funkzion hat oda nur der Mann vonne Urnenwächterin is).

Damit denen ihr Sonntach nicht völlich im Eima is, kriegn die Wahlbeisitza für ihr Engajemang ein sogenanntet „Erfrischungsgeld“. Sie denkn getz vlleicht, dat is Klimpageld und dafüa könnSe sich grad ma ‘n Hörnken Eis oda ne Dose Limmo kaufn, aba da sindSe aufm Holzweech. Et gipt nämmich zwischen 45 und 60 Euro – fragenSe mich nich, warum dat in Deutschland nich einheitlich is… Jenfalls find ich dat nich viel, wenne am Sonntach aufm haartn Stuhl sitzn und aufpassn muss, dat auch bloß nua eine Person hinter dat Kabäusken vaschwindet. (Früha waan die Kabäuskes aus richtigem Eichenholz, heute bloß aus Pappe, weiße Bescheid – keine Qualletät mehr).

Der erste Wahlhelfa nimmt also mein Wahlwisch und kuckt, ob ich auch die bin, die draufsteht. Dann machta ‘n Häksken hinta mein Namen. Der zweite füart ne Strichliste, keine Ahnung, wofüa die gut is. Der dritte is mir die Wahluntalagn inne Hand am drückn. Bei Kallleinz isset genauso.

Numma 4, die Dame anne Urne, hat die Aufgabe, bei jem featigen Wähla dat Blatt wechzunehmn, mit demse den Einwuafschlitz am blockieren is.

Jedet Ma, wenn ich wähln muss, frach ich mich, warum man dat eintlich macht. Hat da vlleicht schomma eina ne Postkaate reingesteckt? Oda ne Bankübaweisung, Aaztrezepte oda Bananenschaln? Geldscheine? Oda is da schomma ne Wespe reingeflogn und hat späta ein Wahlhelfa gestochn, der gegen der ihr Gift algerisch waa und mittn im Wahllokal dran gestoabn is?

Getz ma im Ernst: vom ersten Schritt innet Wahllokal bis datte rausgehß – du wirß doch die ganze Zeit von die Wahlhelfa nich ausse Augen gelassn. Bananenschalen reinschmuggln is da völlich ausgeschlossn, geschweige denn, datte vasuchs, die in alla Ruhe duach den Schlitz zu friemeln! Und Bankübaweisungn und Aaztrezepte sind für dat Wahlergebniss ja wohl nich entscheidend.

Unsa schönet Land is ja imma übalegn, wo man öffentlichet Geld einspaan kann. Hier also mein ganz heißa Tipp: Wech mit dem Urnenschlitzbewacha – und mit dem Strichlistenführa auch!

(1. Juni 2022)

2 Kommentare zu „Sonntachs is Wahltach“

  1. Birgit Sonnberger

    Hallo Elsbeth,
    da ich aktuell im Ausland verweile, merke ich jetzt erst was ich mit meiner Brief-Wahl alles verpasst habe.
    Vielen Dank für diese wunderbar eingefangene Stimmung. Bis ins Detail gut beobachtet und treffend beschrieben. Ich hab den Geruch dieses Wahllokals in der Nase.
    Beste Grüße
    Birgit

    1. Tach Birgit,
      Ja, so ein Wahllokal hat schonn ne ganz besondre Atmesfäre. Irgenswie tüppisch deutsch – duachorgannesiert, übabesetzt und dröch. Dat muss man mögn! Auf jen Fall tuße da mehr erlebn als wie beide Briefwahl, dat kann ich dich getz schonn vasprechn! Also, nächstet Ma widda laif dabei!
      Bis die Tage,
      Elsbeth P.

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