Ich weiß ja nich, wie Sie den Novembaamfang vabracht ham – wahrscheinz sindSe wie wia aufm Friedhof gewesn – aba wia ham auch unsa Zuhause schön gemacht. Ja, der Kallleinz hatte zwei Tage frei, und da ham wia endlich ma dat Wohnzimma gestrichn. Sie tun sich vlleicht noch an den Nebl det Grauns erinnern, der bei uns inne Bude sein Unwesn am treim gewesn waa (dat waa übrigenz schon im Februa). Dadrum wollten wia uns eintlich sofoat kümman, aba Sie wissen ja sicha selbz, wie dat is. Ers hasse keine Zeit, und dann kommt imma wat dazwischn.
Jenfalls waa der Kallleinz auch endlich inne richtiche Stimmung für zum Wände streichn, und dat bedeutete: Schränke leer machn, dat Zimma ausräum, allet inne Garasche packn, damit mein Mann sich mitte Faabe austobn konnte. Und et waa wiaklich bitta nötich. Als wia die Bilda abgenomm ham, hatte der Nebl det Grauns schwatte Kästken drumherum hintalassn. Also schön sah dat wiaklich nich aus.
Bei die ganze Ausräumerei tat mir auf einma ein Büchlein inne Hände falln, dat hatte mir unsre Tochta ma geschenkt. Eine Maria Kondo tat dadrin schreim, wie man sich von übaflüssign Ballast befrein kann, und dat gildet nich nua für Dinge, die man inne Schränke hat, sondan auch im Kopp, also dat man sich auch geistich von belastendet Zeuch trennt. Und dann soll man sich frei fühln!
Ich fand dat gut, denn manchma hap ich mir auch schonn gedacht, Elsbeth, hap ich mir gedacht, wat brauchße 10 Wasn, wenn dir keina mehr Blum schenkn tut. (Alle Jubljahre krich ich ma ein Strauß vom Kallleinz, wenna meint, er hätt unsan Hochzeitstach vagessn). Inne Schränke find sich auch noch andra Killefitt, dene jahrelang nich mehr inne Hand gehapt has. Und da sacht die Maria Kondo, man muss jedet Teil inne Hand nehm und prüfn, ob et mit eim sprechn tut. Also getz nich richtich sprechn, aba man soll kuckn, ob sich dat Teil gut anfühln tut oda man wat Schönet damit vabindet. Wenn nich, ab inne Kiste für zum Sperrmüll oda für zum spendn oda vaschenkn.
Ich kuck mir unsan Schrank so an und denk, na dat kann dauan! Aba die Frau Kondo sacht auch, man soll imma ers mit eine Schupplade oda ein Fach amfang. Und dat hap ich dann auch gemacht. Spitzendeckscken für aufn Sonntachstisch zu legn: seit Jahrn nich mehr benutzt. 5 Tortnplattn, zack – 4 Stück gleich ab im Kattong. Stoffserwietten – hat ja heute keina mehr, Dösken ohne Deckl, Tischdeckn noch vonne Schwiegamutta – raus damit! Und so ging dat munta weita. Getz ma im Ernst: ich kam drekt in ein Rausch und fühlte mich total leicht – auch geistich irgendswie. Wech mit die Pluten, lass die Schränke und dat Gehirn atmen!
Dann waa der Schrank so gut wie leer, und auf eima steht der Kallleinz nebn mir. Wo sind denn die Tischdeckn vonne Mutti hin? Ich sach, die gehm wa ab, is doch allet nua matrielle Last. WAT IS LOS? Du spinnz wohl! Er richtich am böse wern.
Ich sach, Kallleinz, ich tu die regelmeßich waschn und bügln, dabei hamwa die seit Jahrn nich benutzt, und wir könntense doch an Bedüaftige abgehm.
NUA ÜBA MEINE LEICHE – ich sach Sie, der waa richtich stinkich.
Tja, und so musste ich ’n paa Sachn widda einräum, damit zuhause Frieden herrscht. Daran hat die Frau Kondo nämmich nich gedacht. Dat die Ehemänna in diese Beziehung eimfach nonnich so weit sind. Aba ich aabeite dran, dat auch der Kallleinz eines Tages leicht und beschwingt im Kopp und inne Schränke wiad (kann alladings wat dauan).
Schönen Novemba wünscht,
Ihre Elsbeth Paselewski
(1. November 2023)